Einen „unterhaltsamen Vormittag“ hatte der Vaihinger CDU-Stadtverbandsvorsitzende Dietrich Hauser versprochen. Doch die Gäste, die auf Einladung des Landtagsabgeordneten Konrad Epple nach Vaihingen-Rosswag gekommen waren, bekamen von EU-Kommissar Günther Oettinger eher Schwerverdauliches zu hören.
„Wir leben in einer zweigeteilten Welt“, setzte Oettinger an. Auf der einen Seite boomten die Wirtschaft und Produkte Made in Germany und stiegen Steuereinnahmen. Auf der anderen Seite Terror, Anschläge, Enthauptungen, Krieg und die Flüchtlingsaufgaben, die derzeit die Debatte an den Stammtischen bestimmten. „Kein Kontinent ist so wie Europa umgeben von instabilen und korrupten Regierungen.“ Die Welt sei durch Internet, Google, Facebook und Twitter zu einer Einheit geworden. „So wie wir Informationen über alles haben, haben die anderen alle Informationen über uns.“ Nur zu verständlich sei es deshalb, wenn Menschen nicht nach Portugal oder Spanien flüchteten, sondern in das Land mit den höchsten Sozialleistungen und Aussichten. „Immer mehr erkennt man, dass man die Standards im Asylrecht angleichen muss“, so der EU-Kommissar. Doch die Verfahren dauerten viel zu lang, weil die Bereitschaft zu gering sei. So werde die Problematik „zum Brandbeschleuniger zugunsten der AfD“. Der ehemalige Ministerpräsident plädierte dafür, die Flüchtlinge in den sicheren Nachbarländern ihrer Heimat unterzubringen und diese Unterbringung zu finanzieren. „Dort ist es friedlich und man muss nicht 2.000 Kilometer marschieren.“ Griechenland und Italien seien zu lange mit der Flüchtlingsfrage allein gelassen worden. Das sei bequem gewesen, weil „Flüchtlinge üblicherweise ja nicht mit dem Fallschirm über der Enz abspringen“.
Unsere Nachbarländer seien unwillig zu kooperieren, weil mit jedem Flüchtling in Frankreich, Österreich, England oder Polen die Umfragewerte der Rechtspopulisten in den jeweiligen Ländern stiegen. Oettinger hofft trotzdem auf eine europäische Einigung über das jetzt geschnürte Asylpaket. Sollte diese scheitern, käme man um nationale Lösungen nicht mehr herum. Jedoch warnte er vor den Folgen: Das bedeute Nachteile für privates Reisen wie für die exportorientierte deutsche Wirtschaft. „Wir leben vom Handel über die Grenzen, sind umgeben von europäischen Nachbarländern und haben die Vorteile einer europäischen Wirtschaft verinnerlicht. Wir sind eben in Europa daheim und nicht in Rosswag.“
Der EU-Kommissar für Digitale Wirtschaft und Gesellschaft mahnte außerdem eine digitale Strategie an, um der digitalen Überlegenheit der USA zu begegnen. Mehr Studienplätze im IT-Bereich, mehr Förderung für Start-Ups und eine bessere digitale Infrastruktur seien nötig. „Die schnelle Datenverbindung hat inzwischen dieselbe Bedeutung wie Wasser, Strom, Telefonie und Straßenbau.“
Günter Oettinger sorgt sich um die Stimmung im Ländle: „Jede Stimme für die AfD schwächt Baden-Württemberg, verhindert die Regierungsbildung und Handlungsfähigkeit.“ Doch auch beim respektablen Ministerpräsidenten, den er seinen Freund nennt, hat der Redner Bedenken: „Kretschmann ist ein trojanisches Pferd. Der Mann hält keine fünf Jahre durch.“ Wer ihn wähle, dürfe sich nicht wundern, wenn in kurzer Zeit, Özdemir, Bonde und Trittin aus dem Bauch des Pferdes krieche.
Abschließend warb der EU-Kommissar für seinen Wahlkreisnachfolger Konrad Epple, der „unglaublich fleißig“ sei und die Unterstützung in den nächsten fünf Jahren wirklich verdient habe.
Konrad Epple bekräftigte dies. Er wolle Baden-Württemberg und den Wahlkreis voranbringen. „Allein bei den vier Stichworten Bildung, Finanzen, Verkehr und innerer Sicherheit wird jedem klar, es lohnt sich zu kämpfen.“